Der administrative Bestatter

11. November 2016
Bei einem Todesfall ist der administrative Aufwand gross. Diesen möchte Rolf Müller für seine Kunden übernehmen. Er ist froh, dass er sich dabei aber nur um die nüchternen Fakten kümmern muss.

Dieser Artikel erschien am 11.11.2016 in den Wiler Nachrichten.

Tamara Tiefenauer – Oberuzwil Ein Neuanfang soll es werden. Eventmanagement stand anfangs ganz oben auf der Liste. Hochzeiten planen war ebenfalls im Rennen. Nun hat sich Rolf Müller für etwas ganz anderes entschieden: Er übernimmt bei Todesfällen alle anfallenden administrativen Aufgaben. «Ich finde das eine sehr sinnvolle Arbeit», erklärt Müller seine Wahl. Im Sommer dieses Jahres gründete er dazu das Unternehmen Curo GmbH. Zuvor arbeitete der diplomierte Finanzberater bei einer Bank. Schon lange hegte er den Traum von einem eigenen Unternehmen. «Noch jemanden, der Steuererklärungen ausfüllt, braucht es aber nicht», sagt Müller. Deshalb liess er sich beraten. Es stellte sich heraus, dass er gerne etwas Organisatorisches machen würde wie beispielsweise Events planen und durchführen. So informierte sich der 46-Jährige über mögliche Geschäftsideen. Durch den Tod seiner Mutter habe er ungefähr gewusst, was es alles an administrativer Arbeit zu erledigen gibt. Diese Arbeiten möchte er nun für seine Kunden übernehmen. «Die Trauernden haben genug mit der Verarbeitung des Todes eines geliebten Menschen zu tun.»

Auch Social Media wird gelöscht
Dass sich Müller bei seiner neuen Tätigkeit ausschliesslich mit dem Tod befasst, stört ihn nicht. «Sterben ist ein Bestandteil des Lebens, es gehört dazu.» Er sieht sich als Bindeglied zwischen den Hinterbliebenen und den Ämtern. Seine Dienstleistungen können wie Bausteine zusammengesetzt werden. Müller bietet eine breite Palette an: Er kündigt das Mietverhältnis, hilft bei Schätzung und Verkauf von Wertgegenständen und meldet Autos beim Verkehrsamt ab. «Seelsorger bin ich aber nicht, das würde mir auch nicht liegen.» Müller kümmert sich um die nüchternen Gänge zu den Ämtern und Versicherungen. Für Wohnungsräumungen oder Blumenschmuck auf den Gräbern arbeitet er mit Vertrauenspartnern zusammen. Auch um die Beendigung eines Social-Media-Accounts kümmert sich der Neuunternehmer. «Es ist mir mal passiert, dass ich jemanden in meiner Freundeliste auf Facebook hatte, der eigentlich verstorben war. Das war merkwürdig.» Nebst den üblichen Tätigkeiten wie der Organisation eines Grabsteins sei heutzutage deshalb das Deaktivieren auf den sozialen Medien genauso wichtig.

Alles auf eine Karte setzen
Seit der Firmengründung vor knapp einem halben Jahr gingen bei der Curo GmbH einige kleinere Aufträge ein. «Es braucht halt eine gewisse Anlaufzeit», sagt der Oberuzwiler. Sein Geschäft komme aber noch zum Laufen, da ist sich Müller sicher.

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